Zahn
Säugetiere haben grundsätzlich einen ähnlichen Gebissaufbau, wobei die Anzahl der einzelnen Zahnarten und ihre morphologische Ausprägung in Abhängigkeit von der Tierart variieren.
Das menschliche Dauergebiss besteht aus 32 Zähnen, darunter vier obere und vier untere Schneidezähne (Incisivi), zwei obere und zwei untere Eckzähne (Canini), vier obere und vier untere Vorbackenzähne (Prämolare) und sechs obere und sechs untere Backenzähne (Molare). Im menschlichen Milchzahngebiss fehlen die Vorbackenzähne und die dritten Backenzähne (Weisheitszähne), sodass dieses aus 20 Zähnen besteht.
Als Grundlage für die Bezeichnung der Zähne und die Benennung der Proben dient das FDI-Schema (Féderation Dentaire Internationale), nach dem das Gebiss in vier Quadranten aufgeteilt ist (Dauergebiss: Quadrant 1: oben rechts, Quadrant 2: oben links, Quadrant 3: unten links, Quadrant 4: unten rechts; Milchzahngebiss: Quadrant 5: oben rechts, Quadrant 6: oben links, Quadrant 7: unten links, Quadrant 8: unten rechts). Die Zähne werden pro Quadrant von vorn nach hinten, d.h. von den Schneidezähnen zu den Backenzähnen von 1 bis 8 (Dauergebiss) bzw. 1 bis 5 (Milchzahngebiss) durchnummeriert. Jeder Zahn ist so eindeutig bezeichnet und wir bitten, dieses Schema für die Bezeichnung zur Beprobung vorgesehener Zähne zu verwenden.
Zähne bestehen aus der Zahnwurzel, mit der der Zahn im Zahnfach (Alveole) fixiert ist, und der Krone, die in den Mundraum ragt. Beide Teile bestehen überwiegend aus Dentin, das im Bereich der Krone von Zahnschmelz und im Bereich der Wurzel von Zahnzement umgeben ist. Im Inneren der Wurzel und Teilen der Krone liegt die Pulpahöhle, die Blutgefäße, Nerven und Bindegewebe enthält und der Versorgung des Zahnes dient.
Die Hartgewebe der Zähne werden nach den einzelnen Zahnarten gestaffelt von der frühesten Kindheit (beim Milchzahngebiss im Mutterleib beginnend) bis ins frühe Erwachsenenalter (Abschluss der Wurzelbildung der Weisheitszähne) ausgebildet. Dabei lagern sie mit der Nahrung und dem Trinkwasser aufgenommene Haupt- und Spurenelemente ein, deren Gehalte und vor allem Isotopenzusammensetzungen Schlüssel zur Rekonstruktion von Ernährungsgewohnheiten und Mobilität in der Vergangenheit sind.
Probenbeschaffenheit
Zähne sind ein zentrales Untersuchungsmaterial der physischen Anthropologie. Hier werden sie soweit wie möglich in der Gesamtheit des Gebisses betrachtet.
Isotopenanalysen
Für Isotopenanalysen dient vor allem der Zahnschmelz (Strontium-, Sauerstoff-, Kohlenstoff-Isotopenanalysen) oder auch das Dentin (Stickstoff- und Kohlenstoff-, teilweise auch Strontium-Isotopenanalysen) als Probenmaterial.
Wir empfehlen, die zu analysierenden Zähne bezüglich ihrer anatomischen Position zu bestimmen, bzw. in Abhängigkeit von der Fragestellung an die Analysen gezielt danach auszuwählen. Die Bestimmung der Zahnposition ist im Kontext des Gebisses oder auch weiterer lose vorliegender Zähne desselben Individuums immer mit größerer Sicherheit möglich als für einzeln vorliegende Zähne.
Zähne mit Kariesläsionen, auffälligen Schlifffacetten oder epigentischen Merkmalen sind nach Möglichkeit für Analysen mit nötiger Materialentnahme zu vermeiden. Für Untersuchungen an Zahnschmelz ist darauf zu achten, dass dieser im Falle von Menschenzähnen noch mindestens in einer Kronenhöhe von 2-3 mm erhalten und nicht aufgrund von starker Abrasion oder Abplatzungen bereits verloren ist.
Für Analysen vorgesehene Zähne sind einzeln zu verpacken und mit den entsprechenden Kontextinformationen zu versehen.
14C-Datierung
14C-Datierungen werden ausschließlich am Dentin durchgeführt, so dass hauptsächlich die Zahnwurzeln Verwendung finden. Eine Probenmenge von 0.5 – 1g ist notwendig. Gegebenenfalls werden mehrere Zahnwurzeln für die nötige Probenmenge zur Datierung benötigt.