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HistoGenes – Forschungsergebnisse in Nature

Aktuelle Forschungsergebnisse über die Awaren in der Großen Ungarischen Tiefebene sind vor kurzem in einem Artikel der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht worden.

Eine neue Studie in der Zeitschrift Nature stellt im Rahmen des ERC Synergy Grant-Projekts HistoGenes erarbeitete Erkenntnisse zur Verwandtschafts- und Sozialstruktur der Menschen in der Awarenzeit im Karpatenbecken vor. Genomweite genetische, historische und anthropologische Untersuchungen sowie Isotopenanalysen an 424 menschlichen Individuen aus vier komplett beprobten Gräberfeldern ergaben für etwa 300 dieser Personen enge verwandtschaftliche Verhältnisse. Darauf basierend wurden mehrere, sehr umfassende Stammbäume rekonstruiert. Einer davon umfasst neun Generationen und reicht über einen Zeitraum von 250 Jahren. An der Studie waren verschiedene Institutionen beteiligt, darunter das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die Eötvös Loránd Universität in Budapest, das Institute for Advanced Study in Princeton (USA) und das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) in Mannheim.

Netzwerk großer Stammbäume enthüllt soziale Praktiken menschlicher Gemeinschaften in der Awarenzeit

Die aus dem östlichen Zentralasien stammenden Awaren beherrschten vom 6. bis 9. Jahrhundert große Teile Ostmitteleuropas. Sie hinterließen ein reiches archäologisches Erbe, darunter rund 100.000 Gräber. Archäogenetische Analysen ermöglichen nun Einblicke in ihre Verwandtschaftsstrukturen und sozialen Praktiken.

Obwohl die Forscher ein typisch für diese Zeit strenges patrilineares Verwandtschaftssystem vorfanden, spielten Frauen eine Schlüsselrolle für den sozialen Zusammenhalt. Sie gingen Partnerschaften außerhalb ihrer ursprünglichen Gemeinschaften ein und verbanden dadurch verschiedene Gruppen miteinander. Die Forschung deckte Hinweise auf mehrfache Fortpflanzungspartnerschaften sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Personen auf. In einigen Fällen hatten eng miteinander verwandte männliche Individuen Nachkommen mit derselben Partnerin. Dennoch fand die Studie keine Hinweise auf Inzest. Dies legt nahe, dass die Gesellschaft über Generationen hinweg eine detaillierte Erinnerung an die Abstammung bewahrte und Regeln befolgte, die die Heirat innerhalb bestimmter Verwandtschaftsgrade untersagten.


Der Abbruch einer gesamten Verwandtschaftlinie an einer der Fundstellen deutet darüber hinaus auf den Austausch einer kompletten Familiengemeinschaft hin, der mit politischen Veränderungen zusammenhängen könnte und mit einem Wandel in archäologischen Befunden und den Ernährungsgewohnheiten einherging.

Den vollständigen Artikel in Nature finden Sie hier.