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Metals & Giants

Sardiniens und Nordeuropas Kupfer auf der Spur.

  • Laufzeit: 2024 - 2027
  • Förderer: Augustinus Stiftung Kopenhagen
  • Partner: Aarhus Universitet, Moesgaard Museum

Seit Mai 2024 läuft an der CEZA ein Projekt, das sich mit der Herkunft des Kupfers für die Bronzen der späten Nordischen Bronzezeit in Dänemark sowie der sardischen Nuraghenzeit beschäftigt. Das von der dänischen Augustinus-Stiftung für drei Jahre geförderte Metals & Giants-Projekt wird von Helle Vandkilde, Mats K. Holst und Gianfranca Salis geleitet und vom Moesgård-Museum Aarhus aus bearbeitet und koordiniert. Neben einer archäologischen und einer geologischen Komponente umfasst das interdisziplinäre Projekt auch einen archäometallurgischen Teil, der an der CEZA unter der Leitung von Daniel Berger als Kooperationspartner durchgeführt wird.

Bronzebeile aus der Mittelbronzezeit Sardiniens
(Bildnachweis: CEZA)


Im Rahmen dieses Projektes werden zwei nicht nur geographisch, sondern auch kulturell weit voneinander entfernte Regionen Europas miteinander verknüpft. Während Dänemark um 1000 v. Chr. und damit der späten Bronzezeit, dem sogenannten Nordischen Kreis bzw. der Nordischen Bronzezeit, angehörte, war Sardinien zur gleichen Zeit von der Nuraghenkultur geprägt, die monumentale Architektur („Nuraghen“) und eindrucksvolle Steinfiguren hervorbrachte. Kulturell waren beiden Sphären grundverschieden, allerdings stellten Helle Vandkilde und ihre Kollegen vor wenigen Jahren fest, dass trotz allem gewisse Gemeinsamkeiten bestanden. Besonders auffällig sind ikonographische Darstellungen von Kriegern mit gehörnten Helmen. Diese markanten Merkmale führten zu der Hypothese, dass – bei allen Unterschieden – enge Beziehungen zwischen beiden Regionen bestanden, die ökonomisch begründet gewesen sein könnten. Der Slogan „Metals for Amber“, also „Metall gegen Bernstein“, wie ihn Vandkilde prägte, bringt den Kern dieser Hypothese auf den Punkt. Demnach importierten die Menschen der Nordischen Bronzezeit Kupfer aus Sardinien zur Herstellung von Bronzegegenständen und lieferten im Gegenzug baltischen Bernstein und andere Waren.

Bronzestatuette mit einem Helm mit Hörnern aus dem sardischen Heiligtum Abini-Teti (Foto: Heide W. Nørgaard)

Grundsätzlich weiß man, dass Dänemark und andere Regionen der Nordischen Bronzezeit auf externe Kupferressourcen angewiesen waren, da entweder keine eigenen Kupferlagerstätten existierten oder diese zur damaligen Zeit noch nicht ausgebeutet worden sind. Deshalb bezogen die Menschen des Nordischen Kreises schon früh (ab ca. 2000 v. Chr.) Kupfer aus unterschiedlichen Teilen Europas, etwa aus England, dem Alpenraum oder dem slowakischen Erzgebirge, um ihren Durst nach Metall zu stillen. Mit Sardinien soll ab etwa 1200 v. Chr. ein weiterer Kupferlieferant und Handelspartner hinzugekommen sein, allerdings erweist sich ein konkreter Nachweis der Kupferherkunft als ausgesprochen schwierig. Normalerweise helfen sowohl chemische Zusammensetzung als auch Bleiisotopenverhältnisse bei der Eingrenzung der Herkunft, im Fall von Sardinien überlappen die Signaturen aber mit denen anderer potenzieller Liefergebiete (z. B. Südalpen, Iberischen Halbinsel) so stark, dass ein Ausschluss anderer Regionen nicht möglich ist. Hinzu kommt die vergleichsweise geringe Ergiebigkeit der sardischen Kupfervererzungen, was einen Export in den Norden grundsätzlich eher unwahrscheinlich erscheinen lässt. Dennoch deuteten frühere Analysen darauf hin, dass sardisches Kupfer genutzt worden sein könnte – ein Umstand, der nun im Rahmen des Metals & Giants-Projekts systematisch untersucht wird.

Zwei zentrale Forschungsstränge

Das Projekt verfolgt dabei grundsätzlich zwei zentrale Forschungsstränge: Zum einen wird durch archäologische und geologische Feldforschungen im sardischen Hinterland sowie durch Analysen von Metallobjekten versucht, die Ausbeutung lokaler Kupfer- und Bleierze sowie die heimische Metallurgie besser zu verstehen. Neben Ausgrabungen im sardischen Heiligtum Matzanni, das stellvertretend für die Kontrolle über Metallressourcen stehen könnte, werden an der CEZA Rohmetallbarren und Fertigobjekte analysiert. Hierbei wird auf konventionelle Röntgenfluoreszenz- und Bleiisotopenanalysen zurückgegriffen, die aber durch einen neuen Ansatz ergänzt werden. Erstmals werden an den Metallobjekten auch Osmiumisotopenverhältnisse bestimmt, die bislang nur zur Provenienzanalyse von Eisen verwendet wurden. Erste Analysen an sardischen Bronzestatuetten und Kupferbarren, in Kombination mit Blei-, Zinn- und Kupferisotopenanalysen, lieferten vielversprechende Ergebnisse. Einige Objekte wiesen hochradiogene Osmiumisotopenverhältnisse auf – ein Merkmal, das für sardische Kupfererze charakteristisch zu sein scheint und die Nutzung lokaler Ressourcen nahelegt. Bislang war dies aufgrund uneindeutiger Bleiisotopenverhältnisse und hoher Bleigehalte nicht eindeutig belegbar. Andere Objekte hingegen zeigen deutlich weniger radiogene Osmiumisotopenverhältnisse, was auf andere Quellen hinweist. In diesen Fällen deuten die Bleiisotopenverhältnisse auf eine Herkunft von der Iberischen Halbinsel. Sardinien nutzte demnach sowohl lokale als auch importierte Kupferressourcen, die mitunter oder regelhaft gemischt worden sind. Durch weitere systematische Beprobungen an Objekten und Analysen soll mithilfe des neuartigen Multiproxy-Ansatzes in den nächsten Jahren geklärt werden, wie groß der Anteil lokaler und externer Ressourcen an der heimischen Metallproduktion war.

Zwei Bronzehelme mit Hörnern aus Viksø, Dänemark (Foto: wikipedia CC BY-SA 4.0)


Der zweite Forschungsstrang widmet sich Metallobjekten der späten Nordischen Bronzezeit aus Dänemark. Diese werden mit demselben methodischen Ansatz am CEZA untersucht, mit dem Ziel, sardisches Kupfer im Spektrum anderer möglicher Herkunftsregionen zu identifizieren. Die Analysen sardischer Lokalprodukte dienen dabei als Referenzbasis und sind für die Interpretation der nordischen Funde von entscheidender Bedeutung. Sollte sich Kupfer aus Sardinien anhand charakteristischer Osmiumisotopenverhältnisse nachweisen lassen, wäre das ein bedeutender Schritt zur Rekonstruktion der Beziehungen zwischen beiden Kulturregionen und ihrer möglichen Fernhandelskontakte.

Erste Veröffentlichung in PLOS One

Die ersten Ergebnisse des Projektes werden im Laufe des 2025 in der Zeitschrift PLOS One veröffentlicht, unter dem Titel: Daniel Berger, Valentina Matta, Nicola Ialongo, Heide W. Nørgaard, Gianfranca Salis, Michael Brauns, Mats K. Holst, Helle Vandkilde, Multiproxy analysis unwraps origin and fabrication biographies of Sardinian figurines: On the trail of metal-driven interaction and mixing practises in the early first millennium BCE.