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Lehmbau und Radioaktivität – Strahlenbelastung und Absolutdatierung

Lehm gilt als langlebiger und nachhaltiger Baustoff, was Tausende von erhaltenen Lehmhäusern in Mitteldeutschland zeigen.

  • Laufzeit: 05/2023 bis 04/2025
  • Förderer: BMBF mit der Programmlinie "WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“
  • Partner: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Lehm hat viele positive natürliche Eigenschaften: er ist formbar, brandresistent, diffusionsoffen, schalldämmend, wiederverwertbar, feuchteregulierend, wärme- und kälteregulierend, reparaturfähig und ist ein nahezu überall verfügbarer Rohstoff.

Die zentralen Innovationspfade im Lehmbau des Wir!-Bündnis GOLEHM sind:

  • Die Zertifizierung des Baustoffs Lehm in Nachhaltigkeit, CO2-Abdruck, Sicherheit und Wohngesundheit
  • Die Wissensvermittlung mit Bildungs- und Informationsangeboten, um eine regionale Akzeptanz zu erreichen
  • Die Erfassung, Erhalt und Weiterentwicklung des Baubestandes
  • Die Entwicklung von Modulen und automatisierter Anwendung für den Neubau

Im Rahmen unseres Projekts unter Leitung von Prof. Dr. Ernst Pernicka leisten wir gleich zwei zentrale Beiträge für die skizzierten Innovationspfade der Initiative Wir!-Bündnis GOLEHM.

Lehm enthält – wie jeder mineralische Baustoff – radioaktive Bestandteile, die in die Luft austreten können. Die Intensität der Ausgasung (Exhalation) der starken Alpha-Strahler Thoron und Radon wird durch die Porosität und Permeabilität des Baustoffes möglich gemacht; dabei sind Diffusion und thermische Konvektion die wichtigsten Steuerungsgrößen. Daher müssen die meteorologischen Größen, Luftdruck, Temperatur, Windstärke und -exposition, sowie die Raumtemperatur gemessen werden, wenn die Konzentration der strahlenden Gase in einem Gebäude bewertet werden soll. Die Strahlenbelastung und ihre Steuerungsgrößen müssen daher zunächst durch verschiedene Messaufbauten umfassend erhoben werden, um in der Folge erstens die Gesundheitsgefährdung durch das Leben in massiven Lehmbauten beurteilen zu können und zweitens, falls die Strahlenbelastung über den Richtwerten liegen sollte, auch Empfehlungen für die Verringerung derselben formulieren zu können.

Am Ende des Projektes wird eine Anleitung entwickelt, wie die Radon- und Thoronentgasung aus Lehmen minimiert werden kann, um einen Beitrag dazu zu leisten, den Lehmbau in der WIR! Region zu aktivieren.

Gleichzeitig bieten radioaktive Zerfallsprodukte die Möglichkeit einer absoluten Datierung von massiven Lehmbauteilen. Für den Bestandbau innerhalb der WIR!-Region kann damit erstmalig eine Typochronologie verschiedener Bauweisen und -formen im Massivlehmbau erarbeitet werden, die gleichzeitig die Bauforschung des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit auch außerhalb der WIR!-Region revolutionieren wird.

Weiterführende Informationen: www.golehm.de