Qualität und Nachhaltigkeit um 700 AD: Die Kleidung des Mannes von Bernuthsfeld

Im Rahmen eines neues Projekts, das im November 2025 startet, möchte ein Forschungsteam, an dem auch CEZA beteiligt ist, die Kleidung und Lebenswelt des Mannes von Bernuthsfeld entschlüsseln.

  • Laufzeit: 2025 - 2028
  • Förderer: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
  • Partner: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer von 1820 (1820dieKUNST)

Ein interdisziplinäres Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Hauke Jöns vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) widmet sich ab November 2025 einem der bedeutendsten archäologischen Funde Norddeutschlands: der Kleidung und dem Grab des sogenannten Mannes von Bernuthsfeld. Das dreijährige Projekt „Qualität und Nachhaltigkeit um 700 AD: Die Kleidung des Mannes von Bernuthsfeld“ wird im Rahmen des Förderprogramms Pro*Niedersachsen vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert und vom Kunst- und Kulturverein 1820dieKUNST, Emden, unterstützt, der die in seinem Besitz befindlichen Objekte für das Vorhaben zur Verfügung stellt.


Die um 700 n. Chr. im Moor bei Tannhausen (Landkreis Aurich) entdeckte Bestattung ist einzigartig: Der Verstorbene wurde vollständig bekleidet beigesetzt – seine Bekleidung aus Schafwolle gilt als eines der am besten erhaltenen Kleidungsensembles des frühen Mittelalters in Europa. Insbesondere an das aus Dutzenden Gewebefragmenten sorgfältig zusammengesetzte Hemd knüpfen sich zahlreiche Fragen. Das Projektteam möchte nun mit neuesten natur- und geisteswissenschaftlichen Methoden rekonstruieren, wer dieser Mann war, wie er lebte, wo und wann die Gewebe hergestellt und welche Bedeutung seine Kleidung hatte.

Darstellung einer Bestattung im frühen Mittelalter.
(Bildnachweis: 1820dieKUNST)


Ziel des Projekts ist eine umfassende wissenschaftliche Neubewertung des einzigartigen Fundes. Die Forschenden kombinieren textilarchäologische, chemische und isotopenanalytische Verfahren, um die Herkunft der Stoffe, ihre Herstellung und Färbung, die Nutzung und Reparaturen sowie darüber hinaus die gesellschaftliche Stellung des Mannes zu erforschen. Die Ergebnisse werden in einem multimedialen Bestandskatalog veröffentlicht und open access allen Interessierten zugänglich gemacht.

CEZA unterstützt mit Isotopenanalysen

Das Projektteam besteht aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung, des Ostfriesischen Landesmuseum Emden, der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie Mannheim und des Deutschen Textilmuseums Krefeld sowie der Ostfriesischen Landschaft in Aurich.

Kleidungsstück des Mannes von Bernuthsfeld.
(Bildnachweis: 1820dieKUNST)


„Die Kleidung des Mannes von Bernuthsfeld ist ein Fenster in die frühmittelalterliche Alltagswelt“, sagt die Textilarchäologin Dr. Susan Möller-Wiering. „Sie erzählt von handwerklicher Präzision, nachhaltiger Nutzung und sozialer Bedeutung textiler Erzeugnisse – Themen, die auch heute hochaktuell sind.“

Das Projekt läuft bis Ende Oktober 2028 und schließt mit einem interdisziplinären Kolloquium ab. Die Ergebnisse sollen nicht nur die Forschung, sondern auch die museale Präsentation und Vermittlung dieses herausragenden Kulturerbes bereichern.